Mit seiner ganz persönlichen Variation auf die klassischen Hollywood-Melodramen eines Douglas Sirk wurde der erbarmungslose Provokateur des queeren Underground-Kinos John Waters nur bei oberflächlicher Betrachtung zahmer. Denn auch wenn er sich die ganz groben Gewalt- und Sexualakte in „Polyester“ verkneift, trifft die Persiflage auf Kleinbürgertum und Hausfrauenträume mitten ins Herz des amerikanischen (Alp-)Traums. Zwischen Pornografie, Alkoholismus, Depression, Kokainsucht und allerlei erotischen Fetischen beginnt die idyllische Fassade des Vorstadtlebens von Familie Fishpaw immer mehr zu zerbröckeln, als Mutter Francine (Divine) von der Affäre ihres Gatten Elmer erfährt – der Beginn einer unaufhaltsamen Spirale gen Abgrund, die wie so oft beim frühen Waters nur durch Mord und Totschlag, und unter Mithilfe des in einem echten Castingcoup vom schwulen Fifties-Mädchenschwarm Tab Hunter gespielten Playboys Todd Tomorrow, zu einem verschrobenen Happy End finden kann.

Regie: John Waters

Darsteller: Divine, Tab Hunter, Mary Vivian Pearce, Mink Stole, Edith Massey